Goerdeler-Gymnasium

Nie mehr vergessen: Gedenkstättenfahrt 2018

Das Goerdeler-Gymnasium nahm zum ersten Mal in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung an einer fünftägigen Gedenkstättenfahrt nach Polen teil. Unter dem Leitmotiv „Nie mehr vergessen“ besuchten 22 Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgängen EF und Q1 vom 02. bis 06. September Krakau und Oświęcim mit den dortigen Lagern Auschwitz und Auschwitz-Birkenau. Die Fahrt wurde von Frau Lambrechts, Frau Masukowitz und Herrn Mevius begleitet.
In der polnischen Stadt Oświęcim, die ihre unheilvolle Bekanntheit als Standort für das deutsche Konzentrationslager Auschwitz in der Zeit des Nationalsozialismus erlangte, wurde für die Gruppe durch den Besuch des jüdischen Zentrums, der Synagoge und in einem Workshop zunächst das reichhaltige jüdische Leben der Stadt vor dem Einmarsch der Wehrmacht beleuchtet.
In den folgenden Tagen fanden die Führungen durch das Stammlager (Auschwitz I) und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II) statt. Um das Erlebte und Erfahrene besser verarbeiten zu können wurde den Teilnehmer Raum für Reflexionen gegeben, die einen Austausch von Gedanken und Gefühlen ermöglichten.

Der Besuch der ständigen Ausstellung in Auschwitz, die Führung und Besichtigung des Geländes des Stammlagers, ein Vortrag und Workshop zum Schicksal der ca. 200.000 Kinder und Jugendlichen im Konzentrationslager Auschwitz, ein Vortrag über die Lebensbedingungen im KZ Auschwitz-Birkenau und eine Führung durch die Schlafbaracken und Waschräume – die Schülerinnen und Schüler zeigten sich beeindruckt und tief erschüttert von den Dimensionen des Lagers und den Bedingungen, unter denen die damaligen Menschen dort leben mussten. Einige Eindrücke, Erlebnisse und Reaktionen seien hier wiedergegeben:

  • „Auschwitz“ als Symbol für den Holocaust und die Verbrechen der Nationalsozialisten zeigte der Gruppe das Ausmaß der „Entmenschlichung“ der Jahre 1940-45. Die systematische und industriell organisierte Massentötung am europäischen Judentum macht fassungslos. Eine Schülerin sagte: „Mir ist schlecht, ich verstehe nicht, wie Menschen andere Menschen so bestialisch und kaltblütig ermorden können!“
  • Das Einzelschicksal der Kinder, der anderen Gefangenen, die Gaskammern und die Krematorien ließen uns erschaudern. Beim Anblick der Öffnungen für das Giftgas Zyklon B, fühlten sich viele Schüler sichtlich unwohl. „Wer waren die Täter? Wie konnte man nur diese Massenmorde durchführen?“
  • Ein Raum, in dem „Hetzreden und Hetzpropaganda“ der Nationalsozialisten audiovisuell gezeigt werden, gibt Aufschluss über deren menschenverachtende Rassenideologie und psychopatische Vorgehensweise.
  • In einem der Räume befinden sich hinter einer Glasscheibe Berge von Brillen, von abgeschnittenen Haaren, von Schuhen: selbst diese wurden als Wirtschaftsgut genutzt.
  • Hinter einer weiteren Glasscheibe liegen beschriftete Koffer der eingelieferten Erwachsenen und Kinder, in der Hoffnung auf Rückgabe: „ In jedem Koffer, in jedem Schuh steckt ein abgerissenes Schicksal, jedes Schicksal unendliches Leid!“

Neben Oświęcim besuchten die Schülerinnen und Schüler auch Krakau, die zweitgrößte Stadt Polens. Auf den Spuren der jüdischen Bevölkerung begaben wir uns hier mit einer Führung durch das Jüdische Viertel Kazimierz und die Remuh-Synagoge sowie dem Besuch des ehemaligen Ghettos Pogórze. Besonders beeindruckt hat alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem der Vortrag des Auschwitz-Überlebenden Karol Tendera, den die Gruppe in der ehemaligen Fabrik Oskar Schindlers traf. Der 97- jährigen Zeitzeugen erzählte mit unglaublicher Energie und Entschlossenheit von seinem Martyrium. Geschichte wurde hier sichtlich begreiflich. Wir waren von seiner Güte und tiefen Menschlichkeit angetan, als er uns berichtete, dass er aus Mitgefühl zwei Wehrmachtssoldaten Zivilkleidung geschenkt hatte, die deren Überleben vor der anrückenden Roten Armee sicherte.

Das Schlusswort der Gedenkstättenleiterin wird den Fahrtteilnehmern nachhaltig in Erinnerung bleiben: „In Auschwitz selbst wird man ganz still und schweigt, aber wenn man aus Auschwitz weggeht, soll und darf man nicht mehr schweigen. Erzählt draußen den Menschen, was es bedeutet ein Volk systematisch aus Hass zu ermorden“.

Wir danken der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem Förderverein des Goerdeler-Gymnasiums und der Druckerei Dietmar Müller in Paderborn für ihre finanzielle Unterstützung.
Das Fazit der Fahrtteilnehmer lautete einmütig, dass dieses neue Angebot der Schule von besonderer Bedeutung ist, da aktives Erinnern einen wichtigen Beitrag zur verantwortlichen Lebensgestaltung junger Menschen leistet.

An die Gedenkstättenfahrt schloss sich der einwöchige Schüleraustausch mit dem Liceum II Morawskiego in unserer Partnerstadt Przemysl an (siehe auch hier).

Ausstellung im Rathaussaal 09.11.2018

Text/Fotos: G. Lambrechts