Rede zur Gedenkstunde der Opfer der Pogromnacht (2011)

Gedenkrede zur Pogromnacht von Dr. Markus Hentschel

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„Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist ein Herr.

Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von  ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen dir ins Herz geschrieben sein, und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und sollst davon reden, wenn du in deinem Hause sitztest und wenn die auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Du sollst sie zum Denkzeichen auf deine Hand binden und sie als Merkzeichen auf der Stirn tragen“. (Dtn 6, 4-7)

„Und wenn dich dann künftig dein Sohn fragt: ‚Was sollen denn die Verordnungen, die  Satzungen und die Rechte, die euch der Herr, unser Gott geboten hat?’ So sollst du zu deinem  Sohn sagen: ‚Wir waren Sklaven des Pharao in Ägypten. Da führte uns der Herr mit starker Hand heraus aus Ägypten.’“ (Dtn 6, 20-21)

Gott lieben bedeutet in der jüdischen Religion, seine Worte sich ins Herz geschrieben sein lassen – sie aber auch beständig zu lesen, zu interpretieren und anzuwenden aufs alltägliche Leben. Die ins Herz geschriebenen Worte wollen entziffert, ihre Sprache will gelernt sein. Sie zu verstehen bedarf lebenslangen Lernens, eines stets offenen, unabschließbaren Weges der Bildung.

Gott lieben bedeutet in der jüdischen Religion, Gott, seine Worte, zu befragen, seine Worte der Befragung auszusetzen. Diese Befragung ehrt Gottes Worte, ihre fraglose Hinnahme würde sie entehren. Sich mit ihnen auseinanderzusetzen, sie zu analysieren, sich gemeinsam mit anderen auf die Suche nach ihrem gegenwärtigen Sinn zu begeben, über ihren Sinn zu diskutieren, heißt Gott zu lieben, ihn zu heiligen.

Die jüdische Religion, der jüdische Weg ist in seinem Innersten ein Weg der Bildung: Lesen, Fragen, Lernen, sich miteinander auseinander setzen, die Stimme eines jeden Lernenden erwecken, einer jeden Lernenden zu Gehör kommen zu lassen. Denn die Stimme eines jeden bringt die Worte des Herrn zur gegenwärtigen Gestalt und Geltung und entwirft damit ein jeweiliges Bild seiner, des Schöpfers, Welt.

Diese Wertschätzung der Bildung als Ausbildung unverwechselbarer Individualität, als Auseinandersetzung mit der Tradition, als Bildung der Welt, als Entwicklung einer Gemeinschaft gemeinsam sich Bildender, zeichnet die Deutschen jüdischen Glaubens auch dann noch aus, wenn sie nicht mehr orthodoxe Juden sind, sondern zumeist ihren Weg in Verbundenheit mit der deutschen Kultur gehen.

Geht man die Biographien jüdischer Familien in Paderborn in der Zeit des Nationalsozialismus durch, so wie sie Margit Naarmann zusammengestellt hat, fällt auf, dass die meisten Deutschen jüdischen Glaubens eine höhere Schule besuchten.

So lag der Anteil der jüdischen Schüler an der Gesamtschülerzahl der Reismann-Oberrealschule 1928 bei 5% (1% Anteil an der Gesamtbevölkerung).[1]

Fünf Tage nach der systematischen Zerstörung jüdischer Geschäfte und Synagogen am 9. und 10. November 1938 erging vom Reichminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust, ein Erlass, in dem es abschließend heißt: „Juden ist der Besuch deutscher Schulen nicht gestattet. Sie dürfen nur jüdische Schulen besuchen. Soweit es noch nicht geschehen ist, sind alle zur Zeit eine deutsche Schule besuchenden jüdischen Schüler und Schülerinnen sofort zu entlassen.“[2]

Die Reichspogromnacht bedeutete auch den endgültigen Ausschluss der jüdischen Kinder aus den deutschen Schulen. Die Zerstörung der Synagogen als Zentren jüdischen Lebens und der Ausschluss der Kinder aus den Schulen sollte auch den Kern des jüdischen Weges, die Möglichkeit zur Bildung, zerstören. Viktor Klemperer kommentierte diese Entwicklung, die mit dem Verbot auch der jüdischen Schulen am 20.6. 1942 endete, mit den Worten „Geistiges Todesurteil, Analphabetismus erzwungen“.[3]

Für Liese Dreyer, die Leiterin des Jüdischen Waisenhauses in der Leostraße bedeutete das Verbot jüdischer Schule den unmittelbaren Übergang zum physischen Tod. Das Waisenhaus wurde seit dem Gesetz im April 1933 gegen die „Überfüllung von deutschen Schulen und Hochschulen“ und der daraus folgenden Beschränkung der Zahl jüdischer Schüler/innen und erst recht nach der Reichspogromnacht für die jüdischen Kinder und Jugendlichen zur jüdischen Schule mit ihrem Lehrer David Köln.

David Köln gehörte zu den bewundernswerten jüdischen Pädagogen, die unter schwierigsten Bedingungen allgemeine und jüdische Bildung miteinander verbanden. Hier: In den wenigen jüdischen Schulen war noch etwas vom Geist der Bildung geblieben, der aus den deutschen Schulen ausgetrieben worden war.

Liese Dreyer zog noch Anfang Juni 1942, nachdem das Jüdische Waisenhaus Ende Mai aufgelöst worden war, mit 23 der ehemalig 52 Kinder zur Jüdischen Gartenbaumschule Ahlem bei Hannover, wohin David Köln mit seiner Familie kurz zuvor übergesiedelt war, in der Hoffnung, dort einen geregelten Schulbetrieb vorzufinden. Die Gartenbauschule aber war die Sammelstelle für die alsbald Deportierten.[4]

Liese Dreyer kam nach Auschwitz. „Alle 23 Kinder, die sie zunächst mit nach Ahlem nahm, sind ermordet worden.“[5] David Köln, seine Frau Frida und seine beiden Söhne Gerd, geb. 1926 und Hans, geb. 1929, beide Schüler der Karlsschule gewesen, wurden über Theresienstadt nach Riga deportiert und sind dort „verschollen“.

Am 15.11. 1938, dem Tag, an dem der Erlass des Reichsministers Rust erschien, schreibt der Rektor Schmuck der Lutherschule Paderborn an das Städtische Schulamt:

Betrifft: Mischling Ingrid Rosenthal, Paderborn, Bachstr. 3

Ostern 1938 wurde hier das Kind Ingrid Rosenthal eingeschult. (…) Da das Kind vollkommen jüdisch aussieht, bitte ich, einmal feststellen zu lassen, ob das Kind nicht Volljude ist und weiterhin um Entscheidung darüber, ob das Kind nach der Verordnung des Reichministers Rust, nach der jüdische Kinder sofort zu entlassen sind, von dieser Schule zu entfernen ist. Es kann wohl kaum deutschen Kindern zugemutet werden, mit solch jüdisch aussehendem Kind, dessen Stammtafel so unklar ist, zusammen in ein und demselben Klassenraum zu sein.“[6]

Käthe Metz geb. Kochmann geb. 1923, 1936 mit ihrer Familie nach New York emigriert, schreibt Margit Naarmann 1995 über ihre Volksschulzeit: „Ich kann mich an so vieles erinnern. Bekannte oder Schulfreunde, die mit mir sprachen auf der Straße, wurden mir entrissen, in der Schule konnten wir nicht mitarbeiten. Da saßen wir, als ob wir nicht existierten.“[7] Die Auslöschung der Existenz durch Selektion wird vor 1938 noch unter den Vorbehalt des „als ob“ gestellt. Wenige Jahre später wird man dann sagen müssen: „da saßen sie, damit sie nicht mehr existieren.“

Die meisten jüdischen Kinder in Paderborn waren, wie gesagt, sofern alt genug, auf einer höheren Schule. Die wenigsten haben sie, so wie sie es vorhatten, beenden können.

Einige mussten abgemeldet werden, weil der Vater, nachdem er sein Geschäft wegen des seit 1933 fortgesetzten Boykotts aufgeben musste, das Schulgeld nicht mehr bezahlen konnte.

Einige habe die höhere Schulbildung abgebrochen, um einen praktischen Beruf zu erlernen, von dem sie sich angesichts der antijüdischen Gesetzgebung noch eine Zukunft erhofften. Andere haben ihre Ausbildung bereits auf ein Leben im Exil oder auf einen Neuanfang in Palästina abgestellt. Die meisten Familien wurden zerrissen, Eltern trennten sich von ihren Kindern; oder versäumten ihre Rettung, weil sie sich nicht von ihnen zu trennen vermochten; Geschwister mussten verschiedene Wege gehen und in fremden Ländern, ohne auf Gelerntes zurückgreifen zu können, vollkommen neu anfangen.

Die elementaren Voraussetzung für Bildung waren nicht mehr gegeben: Weltvertrauen, unbedrängte Zeit und verlässliche soziale Bezüge.

Die Brüder Fritz und Georg Müller führten bis 1933 erfolgreich ein Getreidehandelsgeschäft, das sie in Folge des Boykotts statt für den Marktpreis von 200.000 RM für 90.000 RM an die Reichsbahn verkauften.

Der älteste Sohn von Fritz, Hans, konnte 1931 am Theodorianum Abitur machen, durfte aber 1933 das Jurastudium nicht beginnen und emigrierte 1936 nach Italien, dann 1938 in die USA.

Rudolf, der zweite Sohn, geb. 1922, konnte 1937 seine Schullaufbahn am Reismann ebenso wenig fortsetzen wie seine Schwester Irmgard, geb. 1924, die ihre an der St. Michaelsschule. Sie mussten 1937 mit den Eltern nach Berlin umziehen, weil ihr Vater dort noch eine Arbeit gefunden hatte. Sie konnten 1939 noch nach Bolivien emigrieren.

Georg Müller überlebte nicht. Er wurde 1942, von seiner Frau geschieden, von Belgien nach Auschwitz gebracht und dort ermordet. Der Sohn Gerhard, geb. 1925, wurde nach vielfachen Wohnungswechseln, die ich ihn auch von seiner Mutter trennten, 1941 nach Lodz deportiert.  Dort verliert sich seine Spur.

Der kontinuierliche Ausschluss ist am Rückgang der Anzahl jüdischer schulpflichtiger Kinder im allgemeinen und der an nicht-jüdischen Schulen im besondern abzulesen: 1932: 60.000 schulpflichtige jüdische Kinder; davon an nicht-jüdischen Schulen 45.000; Mai 1939 9.400 davon alle an jüdischen Schulen.[8]

Der Ausschluss jüdischer Kinder von deutscher Bildung war in der nationalsozialistischen Konzeption des Erziehungswesens zugleich mit dem Ausschluss aller Elemente aus dem Verständnis und der Wirklichkeit von Bildung und Erziehung verbunden, die in der Tradition der Aufklärung standen. Deren Inbegriff war für die Nationalsozialisten ja gerade der, wie sie es nannten, gemeinschaftszerstörende, zersetzende, unsittliche, vermassende Materialismus und Rationalismus des Judentums. Die nationalsozialistische Konzeption von Erziehung konnte darin an eine bereits schon vorhandene aufklärungsfeindliche Tendenz im deutschen Bildungswesen anknüpfen: einen antidemokratischen Entwurf des Politischen, der sich gegen den Liberalismus und Egalitarismus der Moderne richtete, an vormoderne Gemeinschaftsformen orientierte und zugleich durchsetzt war mit einer Heroisierung des Soldatischen.[9]

Aufklärung versteht Bildung als Prozess der vernünftigen Vermittlung von Individuen und Gesellschaft. Menschen mit gleichen Rechten und unverwechselbarer Eigenart und unterschiedlichen religiösen und nicht religiösen Orientierungen sollen Gesellschaft mit gestalten, d.h. menschlich einrichten können, in dem sie über die komplizierte Form, wie moderne Gesellschaften funktionieren, bescheid wissen. Aufklärung läuft über den Verstand als das Vermögen, Unterschiede zu erkennen und anzuerkennen.

Das Bild von Erziehung im Nationalsozialismus sieht anders aus: Erziehung dient der Einfügung aller Deutschen in die rassisch bestimmte Volksgemeinschaft mit dem Ziel, das deutsche Volk im weltpolitischen Kampf ums Dasein siegreich werden zu lassen. Mittel der Erziehung ist nicht die Vernunft, sondern das Gefühl. Die Erziehungsarbeit des Staates findet ihre Krönung darin, „daß sie den Rassesinn und das Rassegefühl instinkt- und verstandesmäßig in Herz und Gehirn der ihr anvertrauten Jugend hineinbrennt.“[10] Ihre Vollendung erhält „Erziehung unter dem Gesichtspunkt der Rassen […] im Heeresdienst“.[11] Die Parole „Ein Volk – ein Reich – ein Führer“ macht deutlich: nationalsozialistische Erziehung zielt auf die Herstellung von Einheit durch Ausschluss aller selbst definierten Fremdheit. Das Ausgeschlossene ist weltgeschichtlich zugleich der Feind, der Jude, gegen den es Krieg zu führen gilt. Erziehung ist Erziehung nicht zum Leben, sondern zum Tode, nicht dazu, andere zu achten, sondern sie zu hassen.

Ruth Joffe, geb. Katz 1923, schreibt 1981 aus den USA: „Ja, wir haben wohl ganz gut mit unseren Nachbarn gelebt, bis Hitler kam zur Macht, aber da muss immer ein versteckter Hass gegen die Juden gewesen sein, denn es kann nicht auf einmal kommen. Ich erinnere mich auch, dass Kinder haben uns geschimpft, mit Hass, vor dem, aber wer glaubte, der Hass war so groß!“[12]

Diese Konzeption einer zerstörerischen Erziehung und Erziehung zur Zerstörung wird konsequent durchgeführt: eine prämilitärische Jugenderziehung wird der schulischen vor- und übergeordnet; schulische Erziehung wird in die Formierung für den Krieg eingefügt:

–          Die Schulzeit für höhere Schulen wird auf 8 Jahre verkürzt. (Wissen ist weniger wichtig und Soldaten sollen schneller verfügbar sein)

–          Das Fach Leibesübung wird 5-stündig zum Fach mit der höchsten Stundenzahl.

–          Das Fach Biologie mit dem Kern der Ausrichtung auf Rassekunde, die im übrigen auch für Erdkunde und Geschichte richtungweisend sein sollte[13], wird zum wichtigsten naturwissenschaftlichen Fach.

–          Deutsch und Geschichte werden 4 und 3 stündig, zu den ideologischen Grundfächern. „Ehret die toten Helden! Ansprache an eine Jugendgruppe zum Gedächtnis der gefallenen Soldaten des Weltkrieges.“[14] So lautet eine Aufgabe für Arbeit der 12. Klasse Geschichte 1934/35 auf dem Reismann. Eine Aufgabe der Reifeprüfungsarbeit/ Deutsch 1935 lautete „Worauf ist die Lockerung des Gefüges der Familie in den letzten Menschenaltern zurückzuführen, und was geschieht heute, um den Zusammenhalt der Familie zu festigen?“[15]

–          Und auch die Mathematik wird durch den Lehrplan konsequent auf ihre Wehrtauglichkeit ausgerichtet.

Die Begeisterung für das Destruktive als Charakteristikum nationalsozialistischer Erziehung, wie sie in besonderer Weise in Liedern zum Ausdruck kam, heben Arno Klönne und Franz-Josef Wolf in ihren von Schülern des Theodorianums 2005 herausgegebenen Erinnerungen hervor: Klönne berichtet von einem Jungvolklied „Krumme Juden ziehen dahin, daher, sie ziehen durchs rote Meer. Die Wellen schlagen zu, die Welt hat Ruh“. Franz-Josef Wolf verbindet die Begeisterung für das Destruktive mit dem damals berühmten HJ-Lied „Es zittern die morschen Knochen“, in dem es heißt: „Wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt“.[16]

Über die nationalsozialistische Durchdringung des Schulwesens in Paderborn schwanken die Einschätzungen, je nach Interesse und weltanschaulicher Position des Berichtenden.

Natürlich waren bis auf wenige Ausnahmen alle Lehrer/innen im NSLB. Auf der anderen Seite ist eine durchgängige Mitteilung: bis auf wenige Ausnahmen gab es im schwarzen Paderborn keine echten Nazis unter den Lehrer/innen. [17]

Hierzu nur zwei exemplarische Beobachtungen: Die Angaben der befragten Zeitzeugen schwanken zwischen nur einem angebräunter Studienrat am Theodorianum und vier mit klar positiver Haltung zum Dritten Reich.[18]

In den Erinnerungen der Reismann-Schüler wird übereinstimmend berichtet, dass „Mein Kampf“ Prüfungsstoff im Geschichtsunterricht war[19], die Schüler des Theodorianums erinnern sich daran, es so gut wie gar nicht gekannt zu haben.[20]

„Du sollst an Deutschlands Zukunft glauben,
An deines Volkes Aufersteh’n;
Laß diesen Glauben Dir nicht rauben,
Trotz allem, allem, was gescheh’n!
Und handeln sollst Du so, als hinge
Von Dir und Deinem Tun allein
Das Schicksal ab der deutschen Dinge
Und die Verantwortung wär Dein!“[21]

Dieses Gedicht stammt von Albert Matthai, (1853 – 1924) 1922, einem  deutsch-nationalen Dichter und richtet sich gegen die fremde Herrschaft des Versailler Vertrages.

Dieses Gedicht findet sich ohne Autorennennung an exponierter Stelle in der Festschrift zum Theodorianertag 1949, einen Monat nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland.

Der Antirassismus-Kalender 2012, der unter Anleitung des Amts für Jugendarbeit des Ev. Kirchenkreises Paderborn und der Diakonie Paderborn-Höxter von Jugendlichen und dem Fotografen Juan Zamalea gestaltet wurde[22], zeigt für den November neun Augenpaare Jugendlicher, die den Betrachter durch Schlitze in einer dunklen Leinwand ansehen.

Das Kalenderblatt trägt den Titel „Hinschauen“.

Hinschauen – so macht das Foto sinnfällig – geschieht immer in einem vierfachen Sinn: Als wechselseitiges Schauen und Sich Anschauen Lassen.

Hinschauen ist der wechselseitige Austausch der Blicke des Sehens und Gesehenwerdens.

Dieses Hinschauen ist nur möglich unter zwei Bedingungen:

Es überwindet die Blockaden, die das Sehen verhindern wollen, die Vorurteile, die den Blick verstellen. Und, genauso wichtig, dieses Hinschauen ist ein Anschauen des anderen, ohne Ansehen seiner Kleidung, seiner Herkunft, seiner sozialen Rolle: es will nicht den unverschleierten Kopf- und Körper sehen. Es achtet, respektiert, akzeptiert, dass jeder andere Mensch nur dieser schutzlose Blick ist – dem nicht anders human zu begegnen ist als im ebenfalls schutzlosen, aber dadurch schützenden, die Menschlichkeit bewahrenden Blick.

Dr. Markus Hentschel


[1] Vgl. Delphine Prade, Das Reismann-Gymnasium im Dritten Reich, Köln 2005, 42

[2] Renate Fricke-Finkelnburg, Nationalsozialismus und Schule. Amtliche Erlasse und Richtlinien 1933 – 1945, Opladen 1989, 271.

[3] Zit. Nach Wolfgang Keim, Erziehung unter der Nazi-Diktatur. Band II, Darmstadt 1997, 25

[4] Vgl. Margit Naarmann, „Von ihren Leuten wohnt hier keiner mehr“. Jüdischen Familien in der Zeit des Nationalsozialismus. Köln o.J., 142 zu Liese Dreyer; 270 – 274 zu David Köln.

[5] Naarmann,  142.

[6] Vgl. Naarmann , 422.

[7] Naarmann, 269.

[8] Vgl. Keim, Erziehung, Bd. II, 224f.

[9] Vgl. hierzu Keim, Erziehung, Bd. I, 20-55; 73-96.

[10] Adolf Hitler, Mein Kampf, 773-774.  Auflage, München 1942, 475

[11] Hitler, 476.

[12] Naarmann, 264.

[13] Vgl. Erlass  vom 15.1. 1935 zur Rasselehre. In: Renate Fricke-Finkelnburg, Nationalsozialismus, 215 – 220.

[14] Prade, 55.

[15] Prade, 167.

[16] Dominik Gehling u.a., „…das müssen Sie mir alles aufschreiben“. Paderborner Zeitzeugen berichten, Paderborn 2005, 36f.

[17] Fest steht jedenfalls, dass sich an fast jeder höheren Schule mindestens ein Berichterstattender (Spitzel) fand, auf dessen Informationen sich der Fachschaftsleiter des NSLB Studienrat Kalkühler vom Reismann in seinen Berichten an die Gauleitung stützen konnte. Vgl. Prade, 39. Den gesamten Bericht habe ich eingesehen in: Heller, Editha, Hülsbeck-Mills, Ralf, Schule im Nationalsozialismus am Beispiel der Reismann-Schule in Paderborn, Diplomarbeit Paderborn 1991, Anhang B2.

[18] Vgl. Gehling,

[19] Vgl. Delphine Prade, Das Reismann-Gymnasium im Dritten Reich, 54

[20] Gehring, 29f.

[21] Festschrift der Vereinigung ehemaliger Theodorianer anlässlich der Einweihung des staatlichen Gymnasiums Theodorianum Paderborn am 22. Juni 1949, 12.

[22] In der Stadtverwaltung, Am Abdinghof 11, werden die Motive des Kalenders in einer ersten Ausstellung im „Bilderbogen“ gezeigt. Zur Eröffnung am Donnerstag, 10. November, um 18 Uhr sind alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen.

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